Gedenk- und Sühnesteine

Kleindenkmale wie Grenzsteine, Sühnekreuze oder Wegsteine waren und sind ein wichtiger Teil der heimischen Kulturlandschaft. Auch in Wildberg und Umgebung gilt es viele davon zu entdecken und zu erkunden.

Viele Kleindenkmale die zum Erinnern einladen finden sich in Wäldern und Wiesen rund um Wildberg, darunter Sühnekreuze und Gedenksteine. Sühnekreuze beispielsweise sind Denkmale mittelalterlichen Rechts. Sie waren ein Erfüllungsteil von Sühneverträgen, welche zwischen zwei verfeindeten Parteien geschlossen wurden, um eine Blutfehde wegen eines begangenen Mordes oder Totschlages zu beenden. Im folgenden eine Auswahl aus der näheren Umgebung:

 

Jägerstein

In Sulz am Eck findet man nahe der Agenbachquelle den Jägerstein. Er kündet als sogenannter Sühnestein vom Forstknecht Friedrich Zahn, der im Januar 1724 nach Sulz wollte und auf dem Weg dorthin überfallen und erschossen wurde. In der Ortschronik von Oberjettingen wird die Tat beschrieben:

An dieser Stelle ist der Vorstknecht Friedrich Zahn aus Oberjettingen am 4.1.1724 von Gottlosen Wilderern dergestalt geschossen worden, daß Er sogleich auf dem Platz geblieben, hierher verbracht und den 6. huius... rühmlichst und ehrlich zu Erden am 3 König Tage mittags um 12 Uhr bestattet worden.

 

Heizmannstein

Zwischen Sulz und Deckenpfronn findet man im Wald nahe dem Grillplatz Hüter Hütte den Heizmannstein. Dieser Gedenkstein aus dem Jahr 1783 wurde für den Waldarbeiter Johann Martin Heizmann aufgestellt, der bei der Waldarbeit von einem Baum erschlagen wurde. Auffällig ist die barocke Form des Gedenksteins. Die Inschrift, die nur noch sehr schwer lesbar ist trägt folgende Inschrift:

Hier an dieser Stätte starb plötzlich Johann Martin Heizmann ledig von Kuppingen welcher von einer gefällten Buche den 15. Martij 1783 Tod geschlagen und den 17tn unter vielen Thränen begrab, worden. Er war 22J / Wo von einer Buche ward ein Jüngling hier erschlagen, mein Leser diß soll die ins Ohr und Herze sagen du thuest was du thust so siehe dich wohl für denck daß der Tod nicht säumt er folget immer dir.

 

Heselschwerdtstein

Ein weiterer Gedenkstein wurde 1939 im Wald zwischen Sulz und Kuppingen im Gedenken an den 1939 tödlich verunglückten Waldmeister Johann Georg Heselschwerdt aus Kuppingen erichten. Er stürzte von einer Buche zu Tod, nachdem er beim Ausästen von einem herabfallenden Ast getroffen wurde. Er hinterließ Frau und 7 Kinder. Die Inschrift auf dem hervorragend erhaltenen Stein lautet wie folgt:

Hier / verunglückte durch Absturz / am 11.2.1939 tödlich / Waldmeister / Joh. Georg Heselschwerdt / von Kuppingen / geb. 19.4.1884

 

Hörmannstein

Nur einige hundert Meter weiter im Kuppinger Wald befindet sich der Hörmannstein von 1858, der an Jakob Martin Hörmann erinnert. Lange Zeit wurde angenommen, er wäre einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. In verschiedenen Versionen sei er von einem Wilderer erschossen worden, ein anders Mal sei er selbst ein Wilderer gewesen. Die Inschrift lautet:

 Hier ist erschossen worden Jac. Fr. Hörmann von Jesingen A 1858.

Der zweite Vorname wurde dem Steinmetz damals offensichtlich falsch mitgeteilt, daher ergibt sich die abweichende Angabe in der Inschrift. Erst 1983 wurde das Rätsel um seinen Tod gelöst, als man die verwitterte Ortsagabe auf dem Stein nicht mehr als "Ojesingen" sondern als "Oeschelbr" interpretierte. Daraufhin konnten Kirchenbuch und Ortschronik der Gäufelder Teilgemeinde Öschelbronn Klarheit bringen, denn dort ist unter dem Jahr 1858 nachzulesen:

 Am 14. Dezember wurde Jakob Martin Hörmann durch einen Teilnehmer bei der Jagd unvorsichtigerweise erschossen.

Das Sippenbuch liefert noch weitere Informationen: Jakob Hörmann war demzufolge Bauer, 28 Jahre, frisch verheiratet und wenige Tage vor seinem Tod Vater einer Tochter geworden.

 

Forstknechtstein

Der "Forstknechtstein" im Wald von Kuppingen (Distrikt IX, Abt. 4, am Waldweg) erinnert an den gewaltsamen Tod des Jakob Seibold aus Kuppingen. Der Forstknecht ist in den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts an einem 2. August von einem Wilderer angeschossen worden und wenige Tage später gestorben. Der kreuzförmige Sandstein mit Inschrift und eingemeißeltem Jagdhorn wurde 1628 errichtet. Die Inschrift lautet:

162 / den 2./ Augusti ist da geschossen / Jakob Seibold den 5 dis mo / gestorben

 

Sühnekreuz zwischen Rotfelden und Ebershardt

Das Sühnekreuz im Wald bei Rotfelden steht in Bezug zu einer Sage, daß einst ein Wolf ein Kind aus Ebershardt geholt und in den Wald verschleppt haben soll. Als nach dem Kind gesucht wurde, hätte man an dieser Stelle nur noch einen Arm des Kindes gefunden. Auf dem Wegkreuz soll ein "Ärmle" dargestellt sein. Betrachtet man das Bild genauer, so gleicht es mehr einem Beil. An diesem Ort könnte einst ein Holzmacher ums Leben gekommen sein.

 

Galgensteine auf dem Galgenberg

Hier war seit dem Spätmittelalter die Wildberger Hinrichtungsstätte. Auf diesen Steinen war ein "dreischläfriger" Galgen aufgerichtet. Neben dem Erhängen ließ das Blutgericht an diesem Ort auch enthaupten und verbrennen. Der letzte Galgen wurde um 1810 abgebrochen.

 

Schandpfahl in Gültlingen

An die Dorfgerichtsbarkeit erinnert in Gültlingen noch bis heute der "Schandpfahl", der mittlerweile im Treppenhaus des Rathauses steht. Der Schandpfahl oder auch Pranger war ein Strafwerkzeug in Form einer Säule, eines Holzpfostens oder einer Plattform, an denen ein Verurteilter gefesselt und öffentlich vorgeführt wurde. Beim Gültlinger Schandpfahl handelt es sich um eine steinerne Säule mit einer plastisch herausgearbeiteten Fratze am oberen Ende. Wo der Schandpfahl ursprünglich stand ist nicht bekannt, allerdings befand er sich bis 1986 als Türpfosten am Haus Ginader (Wildberger Straße 20) und wurde danach in das Rathaus verbracht.

 

Beim Arm

Die Hintergründe der hölzernen Gedenktafel in der Nähe des alten Jettinger Wasserturms sind makaber: Wie die Herrenberger Justizakten berichten, war 1823 die Wildberger Kräuterfrau Anna Völmle auf ihrem Heimweg vom Oberjettinger Markt. Von einem Schustergesellen wurde sie hier niedergeschlagen und beraubt. Unter einem Laub- und Reisighaufen versteckte er sie daraufhin notdürftig. In ihrem Todeskampf streckte das Opfer ihre Hand heraus und durch den totenstarren Arm kamen die Leiche und das furchtbare Verbrechen bald ans Licht. Der Schustergeselle fiel beim Geldausgeben auf, wurde in Herrenberg verurteilt und "vom Leben zum Tode befördert". Sein Leichnam wurde - wie damals üblich - zur wissenschaftlichen Forschung in das anatomische Institut der Tübinger Universität "verbracht".