Wildberg: Kloster Reuthin

Kloster Reuthin war das Hauskloster der Grafen von Hohenberg. Viele ihrer Töchter kamen ins Kloster und spendeten ihre Mitgift. Unter den etwa 240 namentlich bekannten Nonnen finden sich außer Mitgliedern des Hauses Hohenberg auch Angehörige des regionalen Niederadels und Töchter aus den ehrbaren Geschlechtern der benachbarten Städte bis hin nach Rottenburg.

Das Kloster ist um 1250 als eine Frauensammlung wahrscheinlich aus freier Antrieb entstanden, welche sich auf einer aufgerodeten Uferterrasse der Nagold südlich von Wildberg niederließ. Als Dominikanerinnen-Kloster wurde es 1252 bis 1284 auf einem Areal welches der Pfarrkirche Oberjettingen gehörte erbaut. Graf Burkhard III. von Hohenberg überließ es den Schwestern als Patron tauschweise am 25. Juni 1252. In einer bischöflichen Urkunde von 1296 wie auch in der späteren Klostertradition wird aber Graf Burkhard IV. († 1318) als Gründer genannt, da er und seine Gemahlin Luitgard von Tübingen den Konvent in großzügiger Weise materiell gefördert haben. Daher wird auch die Angabe, dass 1284 das Kloster erbaut worden sei, als Neubau oder namhafte Erweiterung angesehen. Als Motiv hatte Graf Burgkhard IV. die Bestimmung des Klosters als Hohenberger Hauskloster und Grablege. Ab 1313 gab es eine Beginenklause, 1470 wurde ein neues Beginenhaus gebaut.

Die Vogtei ging von den Hohenbergern auf die jeweiligen Inhaber der Herrschaft Wildberg über, an die Pfalzgrafen bei Rhein im Jahre 1368 und an die Grafen von Württemberg 1440. Das Kloster Maria-Reutin nahm in der Folge einen beachtlichen Aufschwung. Der Konvent - von Priorinnen geleitet - war nunmehr ständisch abgeschottet. Unter den circa 240 bekannten Nonnen finden sich Mitglieder des Hauses Hohenberg, darunter Angehörige des regionalen Niederadels und vor allem Töchter aus ehrbaren Geschlechtern der benachbarten Städte bis hin nach Rottenburg.

Bereits im 14. Jahrhundert war absehbar, dass die Mitgiften der Nonnen als Privatvermögen galten und somit gleichsam als Pfründen ausgehandelt werden konnten. Auch dadurch war das Kloster wirtschaftlich sehr stabil, was im Spätmittelalter eine Ausnahme darstellte. Über das geistlichen Leben ist bis auf die Pflege des Seelengedenkens wenig überliefert. Die Betreuung des Konvents oblag Kaplänen, welche nicht zwingend Dominikaner sein mussten.

Das Kloster wurde während des Bauernkriegs 1525 geplündert. Durch die Reformation im Herzogtum Württemberg wurde es während der Amtszeit Herzog Ulrichs von Württemberg aufgelöst und fiel an das Herzogtum Württemberg. Die Nonnen weigerten sich nach 1535, das reformatorische Bekenntnis anzunehmen. Ein Vergleich von 1559 ermöglichte einen langgezogenen Profanierungsprozess. Ab 1570 fungierten die Gebäude als Klosterhofmeisterei. 1824 wurden bei einem Großbrand Kirche und Hauptgebäude zerstört.

Im Fruchtkasten der Klosteranlage befindet sich heute das städtische Heimatmuseum Wildberg. Darin gibt es einen Vortrags- und Ausstellungsraum sowie einen Gewölbekeller für Veranstaltungen. Im ehemaligen Wohnhaus des Kastenknechtes ist eine Polizeidienststelle untergebracht. Das ehemalige Kameralamt dient heute als Musikschule und anderen kulturellen Zwecken.